Barrio
(Bairro)
Berlin

Lateinamerikanisches
Literaturfestival

10 – 17 Okt 2024
Das Festival Barrio|Bairro Berlin stellt zeitgenössische Literatur aus Lateinamerika und der lateinamerikanischen Diaspora vor – aus transtemporaler, dekolonialer und interdisziplinärer Perspektive. Berlin ist ein wichtiger Ort lateinamerikanischen Schreibens, neue Heimat vieler lateinamerikanischer Autor:innen und Handlungsort aktueller lateinamerikanischer Literatur. Das Festival feiert diese reiche, vielfältige und dynamische Szene und ihre Akteur:innen – mit Lesungen, Performances, Podiumsgesprächen, Workshops, Archivbefragungen, Klangritualen, Spaziergängen und einer Party.

Programm

6.10.
15:00 — 16:00
Über Scharniere und schlanke Bären. Lesung mit Sandra Rosas und Tomás Cohen
Sandra Rosas (rechts) und Tomás Cohen. Fotos: Chloé Desboyer, María Rapela

Lesung und Ausstellungseröffnung (dt/sp)
Mit Sandra Rosas und Tomás Cohen

Momente des Übergangs, kleine Fluchten, Blickwechsel markieren das poetische Terrain des chilenischen Dichters Tomás Cohen, der ein sehr genauer Beobachter von Details ist. Die Dichterin Sandra Rosas schreibt über den mal beklemmenden, mal zum Träumen einladenden Alltag einer Frau in Mexiko. Gemeinsam mit ihren Übersetzerinnen Luisa Donnerberg und Timo Berger stellen sie ihre Werke vor. Parallel eröffnet eine Ausstellung mit Büchern von in Berlin lebenden lateinamerikanischen Autoren aus den Beständen der Bibliothek.

Moderation: Timo Berger (Übersetzer und Kurator der Latinale) und Luisa Donnerberg (Übersetzerin und Redakteurin alba.lateinamerika lesen)

Im PopUp

10.10.
19:00 — 20:00
Die Entdeckung Berlins. Festivaleröffnung mit Ricardo Domeneck
Ricardo Domeneck. Foto: Paul Mecky

Festivaleröffnung, Lecture-Performance und Gespräch (dt/pt)
Mit Ricardo Domeneck

Berlin ist für viele lateinamerikanische Künstler:innen und Schriftsteller:innen, die in der Stadt Zuflucht gefunden haben, ein Ort der Andersartigkeit. Der aus Brasilien stammende Dichter, Essayist und Übersetzer Ricardo Domeneck hinterfragt koloniale Machtstrukturen und blickt auf die kulturelle Dynamik und die Einflüsse der lateinamerikanischen Diaspora, um zu reflektieren, wie postkoloniale Identitäten in Berlin neu geformt und erlebt werden.

Moderation: Hernán D. Caro (Freier Journalist)
Videodesign: Rocío Rodriguez

Die Veranstaltung wird simultan gedolmetscht.

Maximal 150 Teilnehmende
Künstler:innen: Ricardo Domeneck, Hernán D. Caro
14.10.
19:30 — 21:30
Das ganze Leben. Gespräch mit Gabriela Wiener und Ana S. Pareja
Die peruanische Schriftstellerin und Esayistin Gabriela Wiener sitzt am Strand.
Gabriela Wiener. Foto: privat

Gespräch (sp)
Mit Ana S. Pareja und Gabriela Wiener
kuratiert von Bartleby & Co.

Die Autorin Gabriela Wiener und die Verlegerin und Buchhändlerin Ana S. Pareja erzählen die Geschichte einer Freundschaft, die Anfang der 2000er Jahre in Barcelona geschlossen wurde:

„Dies sollte eigentlich ein Gespräch über die Literatur der Schriftstellerin Gabriela Wiener werden, wurde es aber nicht. Fast wäre es ein Gespräch über Ana S. Pareja geworden, der Buchhändlerin von Bartleby & Co. Inspiriert von den Romanen von Elena Ferrante wollten wir es „Meine spanische Freundin“ nennen. Aber mit der Zeit wurde uns klar, dass dieses Gespräch nur ein Stück gemeinsames Leben sein konnte, das auf einer unbeantworteten Frage aufbaut: Können sich zwei junge Frauen, die eine peruanisch, ohne Papiere, prekär und rassialisiert, die andere europäisch, weiß, aus einer sorglosen Familie, wirklich begegnen?

Nachdem sie sich kennengelernt haben, ist die Freundschaft und Bindung sofort da, aber der Prozess der Assimilation dieser beiden Leben ist, wie erwartet, brisant. Sie werden sich lieben, hassen, sich Gedichte schreiben, im Morgengrauen am Telefon weinen, gemeinsam Bücher herausgeben, wachsen und reifen, und das Leben wird sie an fast entgegengesetzte Orte führen. Die eine bleibt in Spanien, schafft es, ihren Status zu legalisieren und als Schriftstellerin berühmt zu werden, die andere zieht nach Deutschland, verliert ihren Status als erfolgreiche Verlegerin und erlebt die innereuropäische Migration in ein Land, das viel weiter nördlich liegt, als es ihr lieb ist. Beide sind Mütter. Beide wollen schreiben und ewigen Ruhm erlangen. Die Liebe ist nach zwei Jahrzehnten immer noch intakt, aber Konflikte und Explosionen sind immer nur eine E-Mail entfernt. „Du kamst mir vor wie eine Hochstaplerin und eine Schwindlerin“, so lautet der Titel des Interviews, das Gabriela Ana für ihr Buch „Dicen de mí“ gibt. In einer anderen Antwort sagt Ana ihr: „Du hast mich dazu gebracht, mir Gedanken über meine Schroffheit zu machen“.

Vielleicht liegt die Antwort auf dieses und andere Missverständnisse in diesem Dialog aus Liebe in Zeiten der Cholera: „Und wie lange, glaubst du, können wir mit diesem verdammten Hin und Her weitermachen?“ fragte sie. Ihre Freundin hatte die Antwort schon seit zwanzig Jahren, sieben Monaten und elf Tagen und Nächten parat: „Mein ganzes Leben“.

In dieser Veranstaltung in Berlin werden sie sich wieder live treffen, um die x-te Abrechnung ihres Lebens vor dem Publikum in einem Gespräch im Prozess der Dekolonisierung zu machen, ohne Übersetzung ins Deutsche, für die spanischsprachige Gemeinschaft in Berlin.

Mit Ihnen, Gabriela Wiener und Ana S. Pareja.“

Ana S. Pareja. Foto: privat.
Maximal 40 Teilnehmende
Künstler:innen: Gabriela Wiener, Ana S. Pareja
17.10.
17:00 — 20:45
Archiv neu schreiben – Aktivierungslabor mit Juan Ignacio Chávez, Paloma Zamorano Ferrari, André Felipe und Ludmila Fuks

Performance, Lesung, Installationen und Gespräch (sp/dt)
Mit Juan Ignacio Chávez, Paloma Zamorano Ferrari, André Felipe und Ludmila Fuks

Die umfangreichen Bestände des Ibero-Amerikanischen Instituts (IAI) in Berlin sind nicht nur ein Wissensarchiv, sondern auch ein lebendiger Raum für neue Geschichten. In einem Labor arbeiteten der Schriftsteller Juan Ignacio Chávez, der Dramaturg André Felipe, die Künstlerin Paloma Zamorano Ferrari und die DJane und Klangkünstlerin Ludmila Fuks zusammen, um das kreative und politische Potenzial des Archivs hervorzuheben. Die Ergebnisse des Labors werden in Performances, Klanginstallationen, Lesungen und anderen Formaten präsentiert.

Moderation: Verónica Paula Gómez (Schriftstellerin und Literaturwissenschaftlerin) 
Konzept und Organisation: Ana Rocío Jouli (EXC 2020)
Kuratorische Assistenz: Andrés Gorzycki

Die Veranstaltung wird simultan verdolmetscht. 

Eine Kooperation mit dem Exzellenzcluster „Temporal Communities: Doing Literature in a Global Perspective“ und dem Ibero-Amerikanischen Institut

Künstler:innen

Gabriela Wiener

Gabriela Wiener ist eine peruanische Schriftstellerin und Journalistin und lebt in Madrid. Von ihr erschienen die literarischen Chroniken „Sexografías“ (eine Sammlung von Gonzo-Journalismus über die zeitgenössische Sexualkultur) und „Llamada perdida“…

Lola Arias

Lola Arias, geboren 1976 in Buenos Aires, ist Schriftstellerin, Theater- und Filmregisseurin. Sie ist eine vielseitige Künstlerin, deren Arbeit Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund (Kriegsveteranen, Flüchtlinge, Sexarbeiterinnen) in Theater-, Film-,…

Ricardo Domeneck

Ricardo Domeneck ist ein brasilianischer Dichter, Erzähler, Essayist, Performer und bildender Künstler, der 1977 in Bebedouro, São Paulo, geboren wurde. Er hat 10 Gedichtbände und zwei Kurzgeschichten veröffentlicht. Seine Bücher wurden in Deutschland,…

I Acevedo

I Acevedo (1983, Tandil/Argentinien) veröffentlichte Erzählungen, Romane, Journale und Essays, darunter: Ja ja ja (Mansalva, 2017), Abrazo al futuro (La Libre 2024), Algo se mueve. El cuento después de Walsh, (Eme editorial, 2021) und Diario de los…
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